Liebe Mitglieder der LAG Schulsozialarbeit NRW e.V.,
im Vorstand haben wir eine Verortung unserer derzeitigen Aufgaben im Bereich der Schulsozialarbeit vorgenommen.
In Anbetracht der derzeitigen Situation und aufgrund der Schulschließungen ist es Aufgabe der Schulsozialarbeit
- die Bedarfe neu zu definieren,
- Angebote für Kinder, Jugendliche, deren Familien und das Kollegium neu zu konzipieren
- und an der (digitalen) Weiterentwicklung des eigenen Handlungsfeldes Schulsozialarbeit zu arbeiten.
Zunehmend mehr Menschen leben im häuslichen Rückzug/Quarantäne und die Schulen sind geschlossen. Daraus ergibt sich für die Schulsozialarbeit ein verändertes Arbeitsfeld:
Für Familien ist es eine neue Situation über einen längeren Zeitraum, der sich nicht mit Urlaubsgefühlen und -erlebnissen in Verbindung bringen lässt, rund um die Uhr miteinander auf einem begrenzten Raum ohne Ausweichmöglichkeit zu leben. Das Familienleben ist ergänzt um die Arbeits- und Lernaufträge. Das Zusammenleben, ohne die Möglichkeit des inneren oder räumlichen Rückzugs bedeutet, dass die konstruktive Konfliktbewältigung und der Schutz von Kindern/Jugendlichen (Kindeswohl) zunehmend Themen für die Familien werden.
Der Schulbesuch, als alltagsstrukturierendes Element geht für Eltern und Kinder plötzlich verloren. Wie gehen Erwachsene und Kinder mit der Angst vor einer Erkrankung durch den Coronavirus um? Wie werden in diesem Zusammenhang Empfehlungen der Politik in den Medien verstanden und verarbeitet?
Der direkte soziale Kontakt zu Menschen außerhalb der Familie fehlt. Gerade für junge Menschen (in der Phase der Pubertät) ist dies in der Entwicklung jedoch enorm wichtig.
Was bedeutet es für die Salutogenese von Menschen, wenn die soziale Kontaktaufnahme nur über Medien erfolgen kann? Welchen Beitrag leistet Schulsozialarbeit zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule wie er in §2 des Schulgesetzes und im §13 des SGB VIII beschrieben ist, um junge Menschen neben der Familie auf das Hineinwachsen in demokratische, vorurteilsfreie Gesellschaft vorzubereiten?
Bei Themen u.a. wie psychische Gesundheit, Umgang mit (Existenz-) Ängsten, Lernen, finanzielle Nöte, Umgang mit häuslicher Gewalt, Kindeswohl, soziales Miteinander, vorurteilsfreie Begegnung, das Leben und Erleben von Demokratie sind Schulsozialarbeiter*innen weiterhin ein wichtiger Kontakt und eine schutzgebende, beratende und bildende Anlaufstelle neben der Kinder-/Jugendhilfe und der Schulpsychologie.
Ebenso tragen Schulsozialarbeiter*innen dazu bei, ein demokratisches System zu schützen und zu stützen. – Schulsozialarbeiter*innen unterstützen hier kollegial und mit dem Blick auf gesellschaftliche Bedarfe. Schulsozialarbeiter*innen können einen Beitrag leisten, das soziale Miteinander in außergewöhnlichen und krisenhaften Zeiten (bis hin zu Mangelerleben) zu fördern und in den Blick zu nehmen.
Es ist absolut nachvollziehbar, dass in den Schulen bzw. in der Beschulung zunächst der Blick darauf gerichtet ist, Lern- und Unterrichtsmaterial für die Schülerinnen und Schüler bereitzustellen und sie im Lernprozess weiter zu begleiten.
Allerdings muss auch die soziale-lebensweltliche Dimension und das darauf bezogene pädagogische Handeln in dieser besonderen Krisensituation in den Blick genommen werden. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Fachkräfte der Schulsozialarbeit schon jetzt neue Angebote und Wege der Kommunikation in ihren Schulen und greifen (ebenso wie Lehrkräfte) auf die nun vorhandenen/verbleibenden Kontaktwege (Email, Telefon) zurück. Außerdem müssen Schulsozialarbeiter*innen weiterhin inhaltlich arbeiten, sei es die weitere Dokumentation der Einzelfallhilfen,das Arbeiten an Beratungsmethoden, an verschiedenen schulischen Konzepten, Literaturstudien, die Organisation der neuen Erreichbarkeiten im Netzwerk oder die Kommunikation mit dem Netzwerk.
Seitens der Arbeitgeber ist hier eine datenschutzrechtlich abgesicherte Infrastruktur sukzessive sicherzustellen. Nur so gelingt es, dass die Schulsozialarbeit durch mobile Diensttelefone Rufbereitschaften außerhalb der Schule sicherstellen kann oder auch Videosprechstunden durchführen kann.
Schulsozialarbeiter*innen stellen als Netzwerker*innen die Kontaktmöglichkeiten zur Erreichbarkeit von außerschulischen Unterstützernetzwerken (Jugendamt, Beratungsstellen, Schulpsychologie etc.) zusammen und beraten im Hinblick auf die Kontaktaufnahme.
Als LAG Schulsozialarbeit NRW e.V. ist es unser Anliegen Euch und alle interessierten Berufskolleg*innen in der jetzigen Corona-Krise inhaltlich zu unterstützen! Daher wollen wir Euch als Mitgliederinnen und Mitglieder darum bitten, dass Ihr Euch aktiv in diesen Prozess einbringt. Bitte helft mit, indem Ihr neue Handlungsmöglichkeiten und Angebote entwickelt und damit Eure Ideen Euren allen Berufskollegen zugänglich macht. Damit zeigt Ihr Solidarität und leistet einen aktiven Beitrag dafür, dass die Schulsozialarbeit gerade jetzt als stark und hilfreich in den Schulen und der Gesellschaft wahrgenommen wird.
Sofern Ihr bereit seid, dieses Anliegen zu unterstützen, lasst uns Eure selbstentwickelten Hinweise, konkreten Angebote zukommen (bitte ohne Copyright – nach dem Motto: in dieser Zeit wird solidarisch zum Wohle aller geteilt). – Solltet Ihr jedoch auf Quellen anderer bzw. Veröffentlichungen zurückgreifen, benennt diese bitte.
Wir werden die Inhalte prüfen und diese dann auf unserer Homepage allen Schulsozialarbeiter*innen zugänglich machen. Sollte dies datenschutzrechtlich bedenklich sein, würden wir die Ideen ggf. in den Verteiler der Mitglieder zurückgeben.
Bitte habt Verständnis, dass wir derzeit zunächst die Corona-Krise in den Blick nehmen müssen. Die Themen der Verstetigung von Schulsozialarbeit, der Qualitätsstandards, der internen Vereinsarbeit etc. werden wir, so bald wie möglich wieder angehen.
Wir hoffen sehr auf Eure guten Beiträge und Euer Verständnis!
Achtet gut auf Euch und Eure Lieben.
Der Vorstand der LAG Schulsozialarbeit NRW
Dorle Mesch, Peter Schroers, Sabine Schmitz, Wolfgang Küpper, Albrecht Römhild